Der Stammbaum der lateinischen Sprache

Indogermanisch
Satemsprachen Kentumsprachen
Indoiranisch, Armenisch, Albanisch, Slawisch, Baltisch Tocharisch (+), Hethitisch (+), Griechisch, Germanisch, Keltisch, Restsprachen
Italisch
Venetisch, Latino-Faliskisch Oskisch, Umbrisch...
Sprache von Falerii Sprache von LATIUM
Sprache von Praeneste etc.; Sprache von ROM (= Latein) Sprache von Praeneste etc.; Sprache von ROM (= Latein)
Romanische Sprachen
Westromanisch (Französisch, Spanisch etc.); Ostromanisch (Italienisch etc.)

Indogermanisch:

(auch: Indo-Europäisch) Sprachstamm mit ca. 140 Einzelsprachen undmit ca. 2000 Mio. Sprechern der grösste Sprachstamm überhaupt. Die relative Stellung der einzelnen Sprachgruppen ist unklar: vermutet wird, dass sie auf Dialekte einer Proto- Sprache zurückgehen, die vor ca. 5000 Jahren nördlich des Schwarzen Meeres gesprochen wurde.

Satem- bzw. Kentumsprachen:

Einteilung der indoger. Sprachfamilie in zwei Grund- stämme nachdem Wort für "Hundert": Satem (Avestisch) und Kentum [centum] (Latein).

Satemsprachen:

1. Indo-iranische Gruppe - die nah verwandten Sprachen Indisch und Iranisch. Altindisch: Vedisch und Sanskrit; Neuindische Sprachen werden im heutigen Indien und in Europa (Sinti und Roma) gesprochen.
Zur Altiranischen Familie gehört u.a. Avestisch,dem der Name für die Satemsprachen entlehnt ist.
2. Armenisch
3. Albanisch
4. Slawisch - Bulgarisch, Serbokroatisch, Slowenisch, Russisch, Weissrussisch, Ukrainisch, Polnisch, Sorbisch (ostdeutsche Minderheitssprache), Tschechisch, Slowakisch.
5. Baltisch - Litauisch, Lettisch, Altpreussisch(+)

Kentumsprachen:

1. Tocharisch (+) - in Ostturkestan
2. Hethitisch (+) - 2. u. 1. Jt. v. Chr. in der Türkei gesprochen
3. Griechisch - die Sprache mit der am längsten erhaltenenschriftlichen Überlieferung. Schon aus dem 2. Jt. v. Chr. ist Schrifterhalten (Kreta, Linear B).
4. Germanisch - Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Englisch, Deutsch, Niederländisch (u.a.m.)
5. Keltisch - Inselkeltisch (Irland, Wales, Cornwall, Bretagne) vs. Festlandkeltisch (+) (in Gallien - die Sprache Asterix'! - auch in Österreich)
6. Altindogermanische Trümmer- oder Restsprachen - verschiedene, darunter auch Norisch und Pannonisch (in Ö)
7. Italisch: Zahlreiche (heute ausgestorbene) Dialekte auf italienischem Boden,welche grosse Probleme bei der Klassifizierung aufwerfen. Landschaftenund Städte besassen eigene Dialekte.

Latinisch:

Italischer Dialekt der Landschaft Latium. Zu den Hauptorten gehörten Rom, Präneste und Alba Longa. Diese Städte bildeten den Latinerbund, welcher gemeinsam der Verehrung des Iuppiter Latiaris nachging. Für diese Zeremonie entwickelte sich eine gemeinsame Sprachnorm, das

Latein:

Stadtsprache von Rom. Durch die Einnahme von Alba Longa wurde Rom ca.600 v. Chr. zur Hauptstadt des Latinerbundes. Folglich wurde die Stadtsprache von Rom zum Standard. Früheste Belege (Inschriften, Namen) stammen aus der vorliterarischen Periode (600-240 v. Chr.); als "Klassisches Latein" (Goldene Latinität) gilt die Zeit von 100 v. Chr. bis 14 n. Chr. In spätantiker Zeit (200- 600 n. Chr.) entwickelten sich die Einzeldialekte der römischen Provinzen ("Vulgärlatein"), welche die Grundlage für die heutigen Romanischen Sprachen bilden.

Romanische Sprachen:

1. Westromanische Sprachen
Französisch (Frankreich, Belgien, Schweiz, Monaco, Italien, GB-Kanalinseln, Québec); Okzitanisch (Gascogne, Provence; +); Katalanisch (Katalonien, Andorra, Roussillon [F]); Kastilisch (Spanisch im engeren Sinn; Lateinamerika); Gallego (Galicia in NW-Spanien; Minderheitssprache); Portugiesisch (Portugal, Lateinamerika); Rätoromanisch (Graubünden, S-Tirol, Friaul); Sardisch (Sardinien); N-Ital. Dialekte
2. Ostromanische Sprachen
Italienisch (Italien, Tessin, Korsika, Istrien, Monaco, San Marino, Vatikan); Rumänisch (Rumänien, Moldawien, tw. Griechenland, Serbien, Istrien); Dalmatisch (+)

Quellen: Skriptum zur Vorlesung "Grundfragen der Sprachwissenschaft" von OProf. W. U. Dressler
Skriptum zu den Vorlesungen "Einführung in die Indogermanistik" und "Geschichte der lateinischen Sprache" von OProf. H. Eichner ergänzt durch Einträge aus Bussmann, Lexikon der Sprachwissenschaft und Brockhaus-Lexikon.